Moritz Leuenberger, 1. August 2018
Grüezi – Der wilde Mann
«Zugegeben, ich bin ja nicht der fanatische Operettengänger und der Musikkultur in unseren Alpen habe ich mich immer etwas zögernd genähert. Nachdem ich aber seit drei Jahren selber als Unterhalter auf der Bühne stehe und auch weil sich in meiner Verwandtschaft schauspielerne Personen etabliert haben, schaue ich mich etwas unbefangener und vorurteilsloser um und besuchte auch die neue Inszenierung der Operette von Robert Stolz, nicht ganz allein, der Zudrang war beträchtlich und eine Saalschlacht um gute Plätze konnte, wenigstens bei meinem Besuch, nur mit Mühe vermieden werden. Während der Vorstellung begriff ich warum. Die Aufführung war ungemein erfrischend, fröhlich und humorvoll. Ein ironisch überhöhter Alpenklamauk auf höchstem schauspielerischem und musikalischem Niveau. Da verzieh ich dem Publikum sogar, dass es dauernd versucht war, schwelgend ins Schunkeln zu schlittern. Doch die Inszenierung und professionelle Präsenz der Schauspieler und Schauspielerinnen wusste dies souverän zu unterbinden und führten immer rechtzeitig wieder zu unterhaltsamen Dialogen, die dem Stück neue Wendungen angedeihen liessen. Ich würde mich sehr freuen, wenn all diejenigen, die im Weissen Wind keinen Platz mehr fanden, bei einer Wiederaufnahme das Stück im Bernhard Theater besuchen könnten. Ein Zuschauer wird der wiederaufgenommenen Aufführung gewiss sein: Ich selber besuche ein Theaterstück praktisch nie zweimal. Doch ‹Grüezi› wird eine Ausnahme sein.»